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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 24.08.2004


Farland
Julia Rohrbeck

Eine Metapher der Heimatlosigkeit. Das karge brandenburgische Niemandsland dient Regisseur Michael Klier als Kulisse für einen Film von entwurzeltem Lebensgefühl und unaufdringlicher Wahrhaftigkeit




Karla (Laura Tonke) bekommt einen Anruf von ihrem Ex-Freund Frank (Daniel Brühl): Ihre Schwester Marie liegt nach einem Autounfall auf der Intensivstation im Koma. Karla kommt zurück ins triste Brandenburger Land, ihre einstige Heimat. Auf der Intensivstation begegnet sie Axel (Richy Müller), der am Bett seines ebenfalls schwer verletzten Sohnes wacht.

Farland, die neueste Produktion aus dem Hause X-Verleih, bezieht seine Spannung aus der Intensität der Konfrontation seiner ProtagonistInnen mit dem Verlust. Karla bringt den gefühlsarmen und verschlossenen Axel, der seine Frau (Karina Fallenstein) und seinen Sohn verlassen hat und nun im Moment der Katastrophe wieder auftaucht, dazu, sich zu öffnen. In einem langsamen Prozess findet er den verlorengegangenen, emotionalen Kontakt zu seiner Frau und seinem Sohn wieder.

In seinem vierten Spielfilm erzählt Michael Klier von Menschen zwischen Heimkehr und Aufbruch, von emotionalem Stillstand und entwurzeltem Lebensgefühl. In langen, bedrückend kalten Szenen erfahren die ZuschauerInnen die Realität der aussichtslosen Gegenwart. Lieblos in den Boden gestampfte Möbelhäuser, Baumärkte, Billighotels und standarisierte Musterhäuser, verbunden durch die Autobahnanbindung, kennzeichnen das Bild.

Sanfte, meditative Bilder charakterisieren Farland, Veränderungen vollziehen sich leise und still. Während Karla ihre Scheu verliert und am Krankenbett versucht, ihre Schwester aus dem Koma zurückzuholen, bleibt Axel wie gelähmt. Verbunden durch ihr Schicksal kommen sie sich im Krankenhaus näher. Aber auch der hilflose Ortspolizist Frank versucht, Karla wieder für sich zu gewinnen.
Karla gelingt es schließlich, Axel zu erlösen, jedoch entzieht sie sich einem herkömmlichen Happy End.

Michael Klier hält mit seiner Kamera Abstand und erreicht damit eine umso einfühlsamere Zeichnung der traurigen HeldInnen. Klare, deutliche Worte lassen die ZuschauerInnen in eine Realität zwischen Hoffnung und Ausweglosigkeit eintauchen.

Aviva-Tipp: Auf sanfte Weise wird das Seelenleben und die emotionale Bewegung der Charaktere dargestellt. Nichts für Ungeduldige und Action-Fans.


Farland
Deutschland 2004
Länge: 90 min
Regie: Michael Klier
DarstellerInnen: Laura Tonke, Richy Müller, Daniel Brühl
Kinostart: 26. August 2004



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Beitrag vom 24.08.2004

AVIVA-Redaktion